Studie: 4 von 10 Deutschen wollen 9€-Ticket für Bus und Bahn nutzen – Schwerpunkt unter Jüngeren

Foto von Daniel Sorokin auf Unsplash

Das sogenannte „9€-Ticket“ erlaubt allen, den öffentlichen Nahverkehr in den Monaten Juni, Juli und August 2022 für diesen stark reduzierten Preis für einen ganzen Monat zu nutzen. Diese Aktion ist angesichts der hohen Sprit- und Energiekosten eine gute Möglichkeit, Geld zu sparen und klimafreundlich mobil zu sein.

Ein Drittel (35%) aller Befragten geben in einer repräsentativen Online-Befragung des SINUS-Instituts zwischen Ende April und Anfang Mai 2022 an, das Aktionsticket sicher nutzen zu wollen. Hinzu kommen weitere 6%, die bereits ein Abo besitzen und damit das 9€-Ticket automatisch nutzen werden. Zusammen entspricht dies ca. 22,8 Mio. Menschen in Deutschland, die das 9€-Ticket voraussichtlich nutzen werden  23% waren zum Befragungszeitpunkt noch unentschlossen, ob sie das Ticket nutzen wollen, und 34% schlossen dies für sich aus.

Besonders hoch im Kurs steht das Ticket bei jüngeren Personen unter 40 Jahren: Hier wollen es 55% (18-29 Jährige) bzw. 49% (30-49-Jährige) nutzen. Ebenfalls attraktiv erscheint dies für die Sinus-Milieus der Postmateriellen und der Expeditiven (52% bzw. 53%). Letzteres fährt auch sonst aufgrund seines mobilen und flexiblen Lebensstils gern und häufig Bus und Bahn.

Spaltung unter Autofahrenden: Hälfte fährt seltener wegen hoher Spritpreise

Die hohen Spritkosten im Frühjahr 2022 haben viele Autofahrende zum Umdenken gebracht. Jede*r 2. Autofahrende (51 %) gibt an, das Auto derzeit seltener zu nutzen. Besonders häufig trifft dies auf eher jüngere Personen aus den Sinus-Milieus der Adaptiv-Pragmatischen Mitte und den Neo-Ökologischen zu. In diesen Gruppen nutzen aufgrund hoher Spritpreise 62% das Auto seltener als üblicherweise.

Zum Vergleich: Ebenfalls jede*r 2. Autofahrende (49%) hat die Autonutzung nicht geändert. Besonders stechen hier die Performer und die Nostalgisch-Bürgerlichen hervor (61% bzw. 58% keine Änderung).

Die Lösungsstrategien fallen unterschiedlich aus. Ein Viertel der Autofahrenden (25%) schränkt seine Mobilität grundsätzlich ein, fährt also weniger Auto ohne häufiger auf andere Verkehrsmittel zurückzugreifen. Ein weiteres Viertel (26%) fährt weniger Auto und nutzt stattdessen häufiger andere Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad, den Bus oder die Bahn.

Überdurchschnittlich viele dieser Verkehrsmittelwechsler finden sich in jüngeren Altersgruppen unter 40 Jahren (30%), Personen mit einem formal hohem Bildungsniveau (29%) und in den Sinus-Milieus der Postmateriellen (31%) und der Adaptiv-Pragmatischen Mitte (30%). Bei den Postmateriellen handelt es sich um ein sehr umweltbewusstes Milieu, das auch schon vor der Ukraine-Krise und den hohen Spritpreisen seltener und nur mit einem schlechtem Gewissen Auto fuhr und nun aus Überzeugung häufiger aufs Rad oder die Bahn umsteigt. Die Adaptiv-Pragmatische Mitte passt sich – milieutypisch – den neuen Gegebenheiten an, um den Geldbeutel zu schonen. 

Methodischer Hinweis

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage des SINUS-Instituts im Online-Access-Panel der respondi AG, an der 1.464 Personen zwischen 29.04. und 06.05.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 bis 69 Jahren.

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