Bundestagswahl 2025: Selbstbeschädigung der Mitte
Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 in den sozialen Milieus
Anhand einer repräsentativen Nachwahlbefragung mit Sinus-Milieus zeigt eine Analyse der Bertelsmann-Stiftung (Einwurf 01/2025), eine "doppelte Selbstbeschädigung der Mitte" bei der Bundestagswahl 2025: Einerseits durch die Selbstdemontage der Ampel, andererseits das Scheitern der Unionsparteien, die Verluste der Ampel in den Mitte-Milieus aufzufangen.
Politische Schwerpunktverschiebungen in der Gesellschaft
Die Wahlergebnisse in den einzelnen Sinus-Milieus zeigen auch 2025, dass jede Partei spezifische gesellschaftliche Schwerpunkte hat. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 sind in den einzelnen Sinus-Milieus zum Teil deutliche Veränderungen im Wahlverhalten erkennbar.
Beispielhaft für die Milieus der Mitte zeigt die Bertelsmann Stiftung, dass die Union die starken Verluste der Ampelparteien nicht auffangen konnte. Sowohl im Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte als auch im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu erreichten die Parteien der "alten demokratischen Mitte" nur noch knappe Mehrheiten und die AfD erzielte große Zuwächse. Trotz jeweils eigener Werte und Zukunftserwartungen eint beide Mitte-Milieus der Wunsch, dass Politik Probleme löst und den Alltag bewältigbar macht.
Konfliktlinie in der Gesellschaft und ihre Bedeutung für das Parteiensystem
Die Wahlergebnisse verdeutlichen eine Konfliktlinie in der Gesellschaft, welche die Gesellschaft grob in zwei Hälften mit drei Milieugruppen trennt:
Für die Bertelsmann Stiftung zeigen die Konfliktlinie bzw. die drei Milieugruppen mögliche Entwicklungen des Parteiensystems in Deutschland:
Zum einen könnte ein "Ende der Mitte" eine neue Bi-Polarisierung des Parteiensystems bewirken (Modernisierungsskeptiker vs. Modernisierungsbefürworter). Der politische Wettbewerb würde zwischen diesen Lagern stattfinden und sich stärker auf ihre jeweiligen Ränder ausrichten. Das Ergebnis wäre eine zentrifugale Dynamik, den Abstand zwischen den Lagern und zur Mitte vergrößernd.
Zum anderen könnte eine "Regeneration der politischen Mitte" einen integrativen Brückenschlag zwischen den drei Lagern bewirken. Voraussetzung ist dafür, dass die Parteien der Mitte Kooperationen und Koalitionen eingehen (können), die für alle Lager anschlussfähig sind.
Der EINWURF ist ein Policy Brief der Bertelsmann Stiftung. Er befasst sich in 6-8 Ausgaben pro Jahr mit aktuellen Themen und Herausforderungen der Zukunft der Demokratie. Schwerpunkte sind Fragen der politischen Teilhabe, der Zukunft von Parteien und Parlamenten, der Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung demokratischer Politik sowie neuen Formen der direkten Demokratie.
