Energiepreise: Teure Forderungen aus der Mitte der Bevölkerung

Angesichts der massiv ansteigenden Energiepreise herrscht in der Bevölkerung eine hohe Erwartungshaltung an die Politik. Zwar fordern die Deutschen mehrheitlich zielgerichtete Maßnahmen nur für Haushalte mit niedrigen Einkommen, die höchsten Transfers für die eigenen Haushalte wünschen sich hingegen die mittleren Einkommensschichten. Würde den Wünschen der Bevölkerung stattgegeben, müsste der Staat für Transfers in Höhe von durchschnittlich 648 Euro für alle 40,7 Millionen Haushalte in Deutschland knapp 26 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Mit dem Ziel, den Anspruchshaltungen gegenüber staatlichen Entlastungen empirisch nachzuspüren, haben das SINUS-Institut und das Institut der deutschen Wirtschaft eine repräsentative Online-Befragung durchgeführt. Die Auswertungen zeichnen nach, wie schwierig es werden dürfte, den Ansprüchen hinsichtlich staatlicher Unterstützung gerecht zu werden.

Wer im Fokus der Staatshilfen stehen sollte, ist in der Bevölkerung noch immer umstritten: Insgesamt sprechen sich in der SINUS-IW-Befragung 58 Prozent der Menschen für exklusiv auf Niedrigeinkommenshaushalte ausgerichtete Entlastungen aus.

83 Prozent der Haushalte mit bedarfsgewichteten Einkommen unterhalb von 1.500 Euro nehmen die höheren Kosten als starke oder sehr starke Belastung war. Zum Vergleich: Befragte aus Haushalten mit Einkommen oberhalb von 3.000 Euro geben zu 46 Prozent an, dass sie die gestiegenen Energiepreise mindestens stark belasten.

Während das Viertel der Befragten mit der niedrigsten Kostenerwartung für ihren Haushalt weitere Kosten von bis zu 80 Euro je Monat erwartet, geht das pessimistischste Viertel von Mehrkosten von über 300 Euro monatlich aus. Die durchschnittliche Erwartung zusätzlicher Kosten liegt bei rund 220 Euro im Monat und damit für das kommende Jahr bei über 2.500 Euro.

Um genauer zu verstehen, was die Bevölkerung mit Blick auf die aktuelle Krisensituation bewegt, wird als weitere Erklärungsperspektive der Ansatz der Sinus-Milieus in die Erhebung integriert. So nehmen die beiden Mitte-Milieus (Nostalgisch-Bürgerliches Milieu und Adaptiv-Pragmatische Mitte) einen besonders hohen Druck wahr und fühlen sich von der Politik überdurchschnittlich „vergessen“. Das Grundsentiment im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu (11% der Bevölkerung) ist nicht erst seit dieser Krise das Gefühl einer wachsenden Überforderung. Grundsätzlich – und verstärkt in Krisenzeiten – erwartet die „alte“ Mitte der Gesellschaft Führung und Fürsorge von der Politik. Das Kanzler-Versprechen von „You’ll Never Walk Alone“ und die Entlastungspolitik könnten diese Bedürfnisse bedienen. Die modernere Adaptiv-Pragmatische Mitte (12% der Bevölkerung) weist eine dezidierte „Staat als Dienstleister“-Mentalität auf. „You’ll Never Walk Alone“ bedeutet in diesem Milieu, dass der Staat Orientierung und Planungssicherheit für die Zukunft schafft und über Anreize oder Sanktionen aufzeigt, wie es weitergeht.

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