Sexualität und Migration - Schwerpunkt Flucht
Was wissen Jugendliche mit Fluchterfahrung über Sexualität, Verhütung und Familienplanung? Haben sie Bedarf an Informationen und wie wollen sie angesprochen werden?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat den gesetzlichen Auftrag, für unterschiedliche Zielgruppen Konzepte zur Sexualaufklärung zu entwickeln. Sie stellt Informationen zu Sexualität, Verhütung und Familienplanung kostenfrei zur Verfügung. Ziel ist die Vermeidung von Schwangerschaftskonflikten. Um diesen Auftrag erfüllen zu können, müssen neben der Bereitstellung wissenschaftlich abgesicherter Informationsmaterialien auch Strategien zur Ansprache von Zielgruppen entwickelt werden.
So sind in den letzten Jahren viele Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet, darunter alleine in den ersten 9 Monaten des Jahres 2016 fast 60.000 Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren. Um auch Jugendliche mit Fluchterfahrung angemessen mit Informationsangeboten zu versorgen, wird mehr Wissen über ihre Lebenswelten, ihre Einstellungen, Normen, Werte und Verhaltensabsichten vor allem im Hinblick auf Sexualität, Partnerschaft und Familienplanung dringend benötigt.
Die vorliegende Studie möchte dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, indem junge Geflüchtete direkt befragt werden und ihnen somit eine Stimme verliehen wird. Hierfür führte das SINUS-Institut 80 qualitative Einzelinterviews mit Geflüchteten im Alter von 14 bis 17 Jahren durch, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind.
Es ist die erste empirisch belastbare Studie im deutschsprachigen Raum, die die Vielfalt unterschiedlicher Einstellungen, Haltungen und Perspektiven (Mindsets) unter Geflüchteten in Form einer wertebasierten Typologie abbildet. Dabei wird eines deutlich: Die jungen Geflüchteten sind keine homogene Gruppe. Auch innerhalb der verschiedenen ethnischen Gruppen unterscheiden sich die Jugendlichen bisweilen deutlich in ihren Werthaltungen und Lebensentwürfen. In anderen Worten: Es gibt nicht den Geflüchteten bzw. die Geflüchtete