An welchen Leitbildern orientieren sich Menschen (m /w/ d), und welche Geschlechteranforderungen nehmen sie wahr bzw. mit welchen widersprüchlichen Erwartungen sind sie konfrontiert? Welche Handlungsempfehlungen lassen sich daraus für eine geschlechterreflektierte Pädagogik und Politik ableiten? Diesen Fragen widmet sich die Sozialforschung des SINUS-Instituts seit vielen Jahren – auch in internationalen Studien.
Die Besonderheit vieler unserer Studien ist die Kombination der Geschlechteranalyse mit dem Milieuansatz. So konnten wir zeigen, dass sich Geschlechterdifferenzen mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten verschiedener Lebenswelten verschränken. Richtet man den Blick nur auf die Geschlechter, so ergeben sich einerseits schnell unterkomplexe Befunde, die den sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten nicht gerecht werden. Zum anderen erscheinen bei einem solchen Herangehen Gemeinsamkeiten der Geschlechter in einzelnen Lebenswelten teilweise geringer als sie wirklich sind. In diesem Sinne ermöglicht die Einbindung lebensweltlicher Differenzierungen einen Blick, der die Bedeutung von Geschlecht nicht bereits voraussetzt, sondern milieuspezifische Faktoren mit berücksichtigt.
Neben vielen anderen hat das SINUS-Institut auch Gender-Studien mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund durchgeführt, darunter mit Geflüchteten. Das bedarf nicht nur einer besonderen Expertise bei der Rekrutierung dieser Gruppen, sondern auch eines internationalen und interkulturell sensiblen Teams an Interviewer*innen. Denn diese Gruppen sind besonders für geschlechtsbezogene Themen schwer erreichbar – bei gleichzeitig hohem Informationsbedarf. Zielgruppensensible (und gendersensible) Forschung ist deshalb so wichtig, weil nur so valide Handlungs- und Kommunikationsempfehlungen generiert werden können.